16.05.2025

Meer als ein Hafen

Im Gespräch mit Julian Brigmann, Abteilungsleiter Wirtschaftsförderung und Tourismus

Foto: Stadt Monheim am Rhein / Leon Barkey

 

Chancen und Potenziale einer Marina am Greisbachsee

Im Gespräch mit Julian Brigmann, Abteilungsleiter Wirtschaftsförderung und Tourismus

Mit der geplanten Marina am Greisbachsee verfolgt Monheim am Rhein ein ambitioniertes Ziel: einen Ort zu schaffen, der weit mehr ist als ein Anlegeplatz für Boote. Im Interview erklärt Julian Brigmann, Leiter der Abteilung Wirtschaftsförderung und Tourismus im Monheimer Rathaus, wie die Marina in das regionale Freizeitangebot passt, welche Chancen sie für Erholung, Wirtschaft und Stadtbild bietet – und warum sie gerade für die Bürgerinnen und Bürger in Monheim am Rhein ein echter Gewinn sein wird.
Es gibt bereits Häfen in Düsseldorf und Köln. Wie passt ein weiterer in Monheim am Rhein dazwischen?

Tatsächlich besteht ein hoher Bedarf an zusätzlichen Liegeplätzen und wassersportnahen Freizeitangeboten im Rheinland – ein Bedarf, der von den bestehenden Marinas in Düsseldorf, Köln und Leverkusen nicht vollständig gedeckt werden kann. Der Standort am Greisbachsee bietet dabei einen klaren Mehrwert: Er verbindet den Charme einer naturnahen Lage mit einem hohen Erholungsfaktor und schafft durch die Kombination verschiedener Angebote, wie Gastronomie, Wassersport, Naherholung und Veranstaltungen, ein besonders attraktives Gesamtpaket. Hinzu kommt die hervorragende Erreichbarkeit. Der Greisbachsee ist sowohl von Köln als auch von Düsseldorf aus schnell und unkompliziert erreichbar und spricht damit gezielt Nutzerinnen und Nutzer aus dem gesamten Ballungsraum an. Gerade in Zeiten wachsender Freizeitmobilität und eines Interesses an wohnortnaher Erholung ist das ein entscheidender Standortvorteil.

In Langenfeld ist eine der weltweit größten zusammenhängenden Wasserskianlagen beheimatet – hierdurch hat die Region bereits Erfahrung mit Wassersport gemacht. Lassen sich hieraus Schlüsse über die Potenziale von Wassertourismus bei anderen Wassersportarten am Greisbachsee ziehen?

Die Wasserskianlage in Langenfeld zeigt eindrucksvoll, wie groß das Interesse an Wassersport in unserer Region ist. Diese Begeisterung möchten wir am Greisbachsee gezielt aufgreifen und ausbauen. Durch die geplante Marina entsteht ein neuer, naturnaher Anziehungspunkt, der unterschiedliche Zielgruppen anspricht – vom aktiven Wassersport über entspannte Familienausflüge bis hin zum Spaziergang rund um den bislang unerschlossenen See.

Hinzu kommt, dass der Rheinabschnitt bei Monheim am Rhein, zwischen Rhein-Kilometer 713 und 717, als ausgewiesenes Wassersportgebiet gilt. In diesem Abschnitt ist Wassersport ausdrücklich erlaubt und gewünscht – eine Besonderheit, die uns von vielen anderen Städten am Rhein abhebt. Diese geografische Lage unterstreicht das besondere Potenzial Monheims, eine zentrale Rolle im regionalen Wassersportangebot einzunehmen.

Welche Besuchergruppen sollen die Freizeitmöglichkeiten am Greisbachsee vor allem ansprechen? Regional, national oder international?

Im Fokus stehen in erster Linie Menschen innerhalb eines Umkreises von rund 60 Kilometern. Das entspricht einem potenziellen Einzugsgebiet von rund zehn Millionen Menschen. Für diese Zielgruppen bietet die Marina einen zusätzlichen Angebotsbaustein, der insbesondere die Verweildauer in Monheim am Rhein erhöht und damit zu einer nachhaltigen Weiterentwicklung des Tourismusstandorts beiträgt. Gleichzeitig richtet sich das neue Angebot auch an Monheimerinnen und Monheimer, die den Greisbachsee als attraktiven Naherholungsort entdecken – sei es für Spaziergänge, Wassersport oder einen entspannten Tag am Wasser. Die Marina schafft somit ein Angebot mit Strahlkraft in die Region und hoher Aufenthaltsqualität für die Menschen vor Ort – ein Gewinn für alle, die Monheim am Rhein erleben wollen.

Welche konkreten Freizeitangebote sollen den vielen Menschen ohne eigenes Boot zugutekommen?

Die Marina am Greisbachsee soll weit mehr sein als ein Hafen für Bootssport. Sie wird als vielseitiger Freizeit- und Erholungsort für alle Menschen geplant – unabhängig davon, ob sie ein eigenes Boot besitzen oder nicht. Schon jetzt gibt es zahlreiche Ideen. Dazu zählen unter anderem Tretbootfahren, Stand-Up-Paddling, Kanutouren, aber auch Angebote rund ums Tauchen oder eine Bootsschule für Einsteigerinnen und Einsteiger. Darüber hinaus soll der Standort auch gezielt das lokale Vereinsleben mit Wasserbezug stärken. Ergänzt wird das Freizeitangebot durch Gastronomie mit Seeblick, Einzelhandel für maritimen Bedarf, Angelmöglichkeiten und eine Veranstaltungslocation. Auch Events und naturpädagogische Angebote sind denkbar – etwa geführte Erlebnisse rund um Flora und Fauna des Sees.

Der See wird nicht als Luxusprojekt für wenige geplant, sondern als öffentlich zugänglicher Ort für alle. Aktuell ist das Gelände
nur einem kleinen Personenkreis zugänglich, mit dem Umbau schaffen wir echte
Aufenthaltsqualität und Erholungsmöglichkeiten für alle.

„Die Marina schafft somit ein Angebot mit Strahlkraft in die Region und hoher Aufenthaltsqualität für die Menschen vor Ort – ein Gewinn für alle, die Monheim am Rhein erleben wollen.“
Julian Brigmann, Abteilungsleiter Wirtschaftsförderung und Tourismus
Wie fügt sich die Marina in die geplante „Maritime Meile“ ein und welche Synergien werden erwartet?

Die Stadt Monheim am Rhein trägt ihre Lage nicht nur im Namen, sie lebt sie auch. Über mehrere Kilometer erstreckt sich das Stadtgebiet entlang des Rheins, der zugleich Naturraum, Erlebnisraum und Identitätsanker ist. Mit dem strategischen Ziel „Kulturelle Stadt am Fluss“ verfolgt Monheim am Rhein seit Jahren die Vision, die Potenziale des Rheinufers behutsam aber konsequent weiterzuentwickeln: kulturell, touristisch und städtebaulich. Die „Maritime Meile“ ist Ausdruck dieser Strategie. Entlang des Flusses reihen sich bereits heute zahlreiche Highlights: die Altstadt mit vielfältiger Gastronomie, die im Bau befindliche Kulturraffinerie K714 mit der ausgebauten Rheinpromenade, der Landschaftspark Rheinbogen, der Schiffsanleger, bedeutende Kunstwerke im öffentlichen Raum, der historische Aalschokker, unser Aalfischereimuseum und nicht zuletzt das UNESCO-Welterbe Haus Bürgel. Die Marina am Greisbachsee wird künftig ein verbindendes Element innerhalb dieser einzigartigen Erlebnisachse sein: ein Ort, der Angebote verknüpft und den Blick auf das große Ganze ermöglicht. Sie ergänzt das bestehende Angebot um einen modernen, wasserbezogenen Freizeit- und Erholungsort und schafft Synergien zwischen Natur, Kultur, Gastronomie und Bewegung. So wird die Marina zum Knotenpunkt einer lebendigen, maritimen Stadtlandschaft, die für Gäste wie Einheimische gleichermaßen erlebbar ist und Monheim am Rhein als kulturelle Stadt am Fluss weiter stärkt.

Welche konkreten wirtschaftlichen Impulse erwartet die Stadt Monheim am Rhein durch den Bau der Marina am Greisbachsee?

Durch neue Arbeitsplätze in den Bereichen Freizeit, Gastronomie und Dienstleistungen trägt das Projekt direkt zur lokalen Wertschöpfung bei. Gleichzeitig profitieren auch bestehende Betriebe, etwa durch Synergien der Marina mit Hotellerie, Einzelhandel und Veranstaltungsdienstleistungen. Die erzielten Liegeplatzgebühren leisten einen Beitrag zur Deckung der Betriebskosten der Hafenanlage. Überregionale Imageeffekte sind ebenso zu erwarten. Die Marina wird damit zu einem Aushängeschild für modernes, nachhaltiges Stadtmarketing. Und auch hinsichtlich der Anziehung von Fachkräften kann der Hafen in unmittelbarer Nähe der vielen Bürogebäude im Rheinpark wirtschaftlich relevant sein. Die Möglichkeit, in der Mittagspause oder nach Feierabend am Wasser zu entspannen, Sport zu treiben oder einfach naturnah unterwegs zu sein, wirkt sich positiv auf die Work-Life-Balance aus, ein entscheidender Pluspunkt für viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer.

Was würden Sie Bürgerinnen und Bürgern mitgeben, die noch Zweifel hegen?

Zweifel an einem größeren Projekt wie dem Greisbachsee sind nachvollziehbar. Deshalb ist der offene Austausch mit den Bürgerinnen und Bürgern wichtig. Die Marina ist Teil einer übergeordneten städtischen Entwicklung, die Monheim am Rhein als lebenswerte, naturnahe Stadt stärkt. Es geht nicht um Kommerzialisierung, sondern um ein breites Angebot für unterschiedliche Zielgruppen, vom Spaziergang bis zum Wassersport. Unsere Vision ist ein Ort, der gut zu unserer Stadt passt und für alle einen Mehrwert bietet.

sliderimage-Auf zu neuen Ufern: Ein Kanal verbindet den Greisbachsee mit dem Rhein. Der beliebte Rheinuferweg wird mit einer Geh- und Radwegbrücke weiterhin passierbar bleiben. Visualisierung: Stadt Monheim am Rhein / Bloomimages
Auf zu neuen Ufern: Ein Kanal verbindet den Greisbachsee mit dem Rhein. Der beliebte Rheinuferweg wird mit einer Geh- und Radwegbrücke weiterhin passierbar bleiben. Visualisierung: Stadt Monheim am Rhein / Bloomimages
sliderimage-Abendstimmung mit Blick auf die Monheimer Marina am Greisbachsee. Der Blick in Richtung Rhein zeigt, wie die Einbettung in die Natur geplant ist. Hier soll eine der schönsten Hafenanlagen der Region geplant. Visualisierung: Stadt Monheim am Rhein / Bloomimages
Abendstimmung mit Blick auf die Monheimer Marina am Greisbachsee. Der Blick in Richtung Rhein zeigt, wie die Einbettung in die Natur geplant ist. Hier soll eine der schönsten Hafenanlagen der Region geplant. Visualisierung: Stadt Monheim am Rhein / Bloomimages
sliderimage-Noch nicht in Stein gemeißelt, aber erkennbar gute Aussichten: Der gezeigte Blick gibt einen Eindruck davon, wie die Marina am Greisbachsee einmal aussehen könnte. Visualisierung: Stadt Monheim am Rhein / Bloomimages
Noch nicht in Stein gemeißelt, aber erkennbar gute Aussichten: Der gezeigte Blick gibt einen Eindruck davon, wie die Marina am Greisbachsee einmal aussehen könnte. Visualisierung: Stadt Monheim am Rhein / Bloomimages